Die letzten Glühwürmchen - ein Abend voller Tränen

Kritiktag und schon wieder ein Film? Ja, denn bei diesem konnte ich einfach nicht anders, als über ihn zu schreiben.
"Die letztem Glühwürmchen" hat etwas in mir ausgelöst, was seit langer Zeit kein Film mehr in mir auslösen konnte.

Es gibt nur wenige Filme, die mich von der ersten Minuten packen.
Es gibt noch weniger Filme, bei denen ich von der ersten Minute an Tränen in den Auge habe.
Sicherlich sollte man mich emotional nicht als Maßstab nehmen, da ich doch recht nah am Wasser gebaut bin, dennoch würde ich sagen, wen dieser Film so gar nicht berührt der ist gefühlstot oder ein Soziopath. Ja so drastisch muss ich das an dieser Stelle formulieren!




1945, Japan während des 2. Weltkrieges, kurz vor der Kapitulation. Bombenangriffe und Hungernöte forderten bereits unzählige Opfer.
Die Geschwister Seita und Setsuko werden nach einem Angriff, auf ihre Stadt, zu obdachlosen Waisenkindern. Der Vater ist schon lange bei der Marine und ihre Mutter wurde zum Opfer des Bombenangriffs. Ohne Eltern und ohne ein Dach über dem Kopf sind sie plötzlich ganz auf sich allein gestellt.
Für eine gewisse Zeit finden sie zunächst Unterschlupf bei ihrer Tante, bei der sie jedoch immer mehr auf Ablehnung stoßen.
Eines Tages beschließt Seita daher, sein Leben und das seiner Schwester selbst in die Hand zu nehmen.


"Am 21. September 1945 bin ich gestorben". Mit diesem Satz, von Seita, beginnt der Film.
Es ist sofort klar, dass dies alles kein gutes Ende nehmen wird. Was vor einem liegt ist, von Beginn an, überschattet mit der Melancholie des Todes.
Die richtige Stimmung für "Die letzten Glühwürmchen", wird man vermutlich nie haben und trotzdem sollte sich jeder irgendwann einmal sammeln und sich diesem Kunstwerk widmen.

Optisch sieht man ihm sein Alter, verglichen mit den heutigen Animes, natürlich schon an.
Dennoch fand ich seinen Stil absolut harmonisch, selbst wenn es vielleicht an den 25 Jahren liegt, die er bereits hinter sich hat, schmiegt er sich perfekt der Geschichte an. Schlicht, etwas verblichen und damit die wohl beste Untermalung für eine solche Thematik.
Ein besonder schöner Kniff ist der optische Unterschied zwischen der Totenwelt und der sogenannten "erzählten Welt". Immer mal wieder werden die Szenen in ein dunkles Rot getaucht, wodurch die Welt der Toten etwas finsteres, bedrohliches aber auch etwas warmes zugleich hat. Perfekt abgerundet wird dies noch mit Seitas Erzählungen aus dieser Welt heraus.
Ein verstorbener Bruder erzählt mit viel Liebe von dem Schicksal, dass ihn und seine Schwester ereilte, und wie sie versuchten sich dort hindurch zu kämpfen


So manche Handlungsweise des Bruders leuchtete mir zunächst nicht so ganz ein. Es wirkte manchmal wirr und unlogisch. Bei weiteren Überlegungen wurde mir aber bewusst, dass sicherlich nicht jede Tat oder Entscheidung in so einer Situation logisch sein kann.
Seita versucht mit seiner Schwester diese schwere Zeit zu überleben. Eine Zeit des Hungers und der ständigen Angst vor weiteren Bombenangriffen.
Der große Bruder, der seine kleine Schwester vor allem Übel bewahren möchte, damit sie doch noch irgendwie Kind sein kann in dieser Welt.
Eine unglaublich bewegende Geschichte, die auf dem Roman "Das Grab der Leuchtkäfer" von 1967 basiert und mit ganz viel Liebe umgesetzt wurde. Es wurde eine Verbindung geschaffen, zwischen der warmherzigen Beziehung der Geschwister und der grausamen Zeit des Krieges, bei der ich nie gedacht hätte dass dies überhaupt möglich sei.

Als ich diesen Film sah, sah ich den für mich bisher traurigsten und tragischsten Ghibli. Ob ich wollte oder nicht, er zog mich sofort in diese triste und ausweglose Geschichte hinein.
Über die Tränen, die mir bereits nach ein paar Minuten in den Augen standen und die sich zum Ende völlig ergießen sollten, hatte ich keinerlei Gewalt.
Es gibt nur eine kleine Handvoll Filme, die solche Emotionen bei mir auslösen und "Die letzten Glühwürmchen" zählt in jedem Fall zu dieser erlesenen Auswahl.



"I will return"
Dincs



11 Kommentare:

  1. Da kann man eigentlich nicht mehr viel zu sagen. Ist auf jeden Fall einfach nur ein toller Film, der seinen ganz eigenen Charme hat. Bin auf jeden Fall auch der Meinung, dass man ihn mal gesehen haben sollte.
    Mir macht dabei auch der Stil gar nichts aus, da ich generell gerne mal ältere Animes schaue. Die begeistern eben auf andere Art und Weise als schöne Optik. Obwohl man grade bei Ghibli auch hier schon sagen muss das es toll aussieht. Bei denen weiß man einfach was man hat ^^

    Liebe Grüße, Tobias

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    1. Gibt es überhaupt einen nicht guten Ghibli? ;)
      Alte Filme, alte Animes natürlich eingeschlossen, haben (fast) immer etwas ganz besonderes.
      Ich liebe sie und jedes mal aufs Neue überrascht mich die Magie, die ein "älteres Semester" ausstrahlt. Klingt kitschig, ist aber so ;).

      Alte Filme sind toll, Animes sind toll und Ghibli ist toll!

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  2. Den hab ich vor kurzem auch angesehen. Ich fand ihn so schön aber sehr traurig. Ich hab wirklich in den ersten Minuten überlegt, ob ich diesen Film wirklich schauen will, weil ich den Anfang schon sehr traurig fand. Mir ging es genauso wie dir.
    Liebe Grüße
    Sam

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    1. Das ist eben ein kleiner nachteil bei diesem Film: man wird nie in der richtigen Stimmung für ihn sein. Er ist und bleibt unglaublich traurig, aber auch wirklich wundervoll!

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  3. Den sollte ich mir mal ansehen!
    Ich liebe solche Filme, mir gefällt "Das Schloss im Himmel" sehr, obwohl der Film auch schon alt ist.

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    1. "Das Schloss im Himmel" fand ich auch sehr schön, aber der ist auch vom Miyazaki ;). Er ist Meister bei Ghibli und ich kenne keinen schlechten oder auch nur mittelmäßigen Film von ihm.
      Bei "Die letzten Glühwürmchen" solltest du dich jedoch auf eine weitaus tragischere und traurigere Geschichte gefasst machen. Also sei vorgewarnt ;)

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  4. Der Film ist wirklich traurig, ich hab den früher vor ewigkeiten mal gesehen. Aber ne gut erzählte Story und man muss ihn einfach mal gesehen haben

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  5. Ich mag Anime eigentlich überhaupt nicht, aber der Film klingt wirklich toll!

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    1. Ich frage mich gerade was für Animes du bisher gesehen hast, dass sie überhaupt nicht magst?!
      Wenn du den Film schaust, leg die Taschentücher in Griffweite.

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  6. Von diesem Film habe ich schon sehr viel gehört, auch sehr viel positives. Ich sollte mir mal vornehmen, ihn endlich zu gucken. Bisher hab ich eigentlich kaum Anime geschaut (ich kenne nur die typischen Kinderserien), aber da der Film überall so gut bewertet wird, würde ich ihn gerne mal gucken.

    Vielen Dank auch für deinen Kommentar. Ja, der Film "Martyrs" ist wirklich so hart wie man hört, wahrscheinlich der härteste Horrorfilm den ich bisher gesehen habe. Nichts für schwache Nerven! ;)

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  7. Einer der Besten Animes die es gibt. Jedem, der Animes nicht mag, präsentiere ich diesen Film, danach ist immer Ruhe.

    viele Grüße
    Iwi

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