Blogparade Film - Buch vs. Film = King vs. Kubrick


Endlich eine Blogparade, die voll und ganz nach meinem Geschmack ist und an der ich auch versuchen werde regelmäßig teilzunehmen.
Worum es hier generell geht? Um eines meiner liebsten Themen: Film! 
Es ist jetzt zwar schon die 4. Woche, aber lieber etwas später einsteigen als nie ;).

Das Oberthema in dieser Woche lautet: Buch vs. Film! 
So mancher Leser wird vielleicht schon erahnen können, was ich hier jetzt anstellen werde. 
Wer keine Idee hat, keine Sorge... ich kläre euch auf ;).


Vor einigen Wochen begann ich, einfach aus einer Laune heraus, Stephen Kings "Shining" zu lesen. Dass Ende Oktober auch noch der Nachfolger "Doctor Sleep" erscheinen würde, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht. Ein perfekter Zufall, der aber gerade noch nichts zur Sache tut ;).

Für mich war es von vornherein eine Selbstverständlichkeit, dass ich mit dem Beenden des Buches, auch Stanley Kubricks Verfilmung noch einmal schauen muss.
Besonders weil King immer mal wieder verlauten ließ, wie unzufrieden er doch mit Kubricks Adaption sei. Zu viele Neuinterpretationen und Abweichungen. Außerdem seien bedeutende Aspekte des Buches außer Acht gelassen worden. 
Und genau aus diesem Grund, wollte ich mir ein eigenes Bild davon machen. 
Ist die Verfilmung weit ab von der Buchvorlage? War es überhaupt verfilmbar? Wurde das Thema vielleicht völlig verfehlt? Oder hält sich doch noch alles in Grenzen?

Auf umschweifende Inhaltsangaben werden ich in diesem Post verzichten, das würde hier wohl absolut den Rahmen sprengen. Falls ihr aber doch eine kleine Gedächtnisauffrischung braucht, gebe ich euch hier noch mal beide Links an die Hand: Kritik zum Film und die Kritik zum Buch.

Nachdem ich Shining zum ersten Mal sah, war ich wirklich beeindruckt. Ein grandioser Horrofilm mit einem ganz eigenem Stil. Doch nachdem ich nun die Buch-Vorlage kenne, fielen mir plötzlich so manche Lücken in der Storyline auf.
Sicherlich ist es meist eine heikle Angelegenheit, Buch und Film zu vergleichen. In diesem Fall hatte ich mich aber ganz bewusst für einen Vergleich entschieden und musste feststellen, dass Kings "Gemecker" gar nicht so unbegründet ist.


Die Abweichungen?!


Die erste Auffälligkeit, und die fiel schon nach den ersten paar Minuten ins Auge, war das Fehlen einer Vorgeschichte im Film.
Es ist immer schwierig den Charakteren so viel Tiefgang zu geben wie in der literarischen Vorlage, allein schon aus Zeitgründen. Doch im Film kommt mir die Familie Torrance zu kurz. Insbesondere die allgemeinen familiären Verhältnisse wie auch Jacks Probleme im Speziellen werden zu wenig beleuchtet. Ich könnte über diese dramaturgische Schwäche hinweg sehen, wenn sie nicht eine kleine Kettenreaktion auslösen würde.
Im Buch steckt die Familie in finanziellen Schwierigkeiten, der Gedanke Scheidung stand unausgesprochen im Raum, Jack ist Alkoholiker, hat seinen Job verloren und versucht nun auf eigene Faust trocken zu werden. Jacks stetig wachsender Wahsinn, in Kubricks Verfilmung, hätte mit nur einem Hauch all dieser Faktoren wesentlich tiefere und greifbarere Ursachen bekommen.
Auch Dannys Hellsichtigkeit wird in Kings Vorlage weitaus mehr beleuchtet. Zwar setzt Kubrick diese übersinnliche Fähigkeit wirklich sehr gut um, was in einem Film nicht immer einfach ist, aber die Probleme die der Junge dadurch hat, welche wiederum für Ratlosigkeit bei seinen Eltern sorgen, werden gar nicht thematisiert. Besonders die erste Szene mit Danny und seiner Mutter liegt mir in wenig quer, da Tony als der typische "imaginäre Freund" eines Kindes abgetan wird. Zwar soll sich die Bedeutung Dannys Hellsichtigkeit und seines "Freundes" Tony noch steigern, allerdings werden Sorgen und Gedanken der Eltern dazu ganz beiseite geschoben.

Ist die Verfilmung weit ab von der Buchvorlage? 


Bis hierher sind es irgendwie nur ein paar Kleinigkeiten, solche die nicht unbedingt maßgeblich die ursprüngliche Geschichte verdrehen und verändern. Doch das ABER soll auf dem Fuße folgen!
King kritisierte einst, dass Nicholson Spiel "Jack" in den Mittelpunkt stelle und nicht das Hotel, und mit eben diesem Kritikpunkt gehe ich absolut konform. Wobei ich da nicht mal zwingend die Schauspielleistung als Grund heran ziehen würde, sondern viel mehr das Drehbuch.
In diesem Punkt hat nämlich der Regisseur und Drehbuchautor seine eigene Interpretation geschaffen. Jack wird verrückt, aber nicht durch das Hotel, auch nicht weil er versucht auf eigene Faust trocken zu werden oder weil er Eheprobleme hat. Nein! Er wird fast schon aus heiterem Himmel Wahnsinnig und genau hier stören mich auch die vorangegangen Mängel bei der filmischen Charakterzeichnung.

War es überhaupt verfilmbar?


Klar, bei Buchverfilmungen werden immer mal wieder Dinge aus Zeitgründen herausgenommen oder auch weil sie unverfilmbar sind. Gerade das Thema Unverfilmbarkeit sticht bei Kings Werken immer mal wieder ins Auge.
Die "Aktivittäten" des Hotels halte ich in so einigen Zügen aber durchaus für verfilmbar. Ich bin auch der festen Überzeugung, dass sie für eine noch unangenehemere Atmosphäre gesorgt hätten. Kubrick reißt sie leider nur an, so dass ab und zu etwas absurdes oder übernatürliches eingestreut wird, was sich aber nicht voll und ganz entfalten kann.
Dass auf so manches verzichtet wurde, damit kann ich wohl leben, besonders weil einige Dinge
für einen Film viel zu absurd gewesen wären. Dennoch wäre sicherlich einiges mehr verfilmbar gewesen!

Wurde das Thema vielleicht völlig verfehlt?


Dass in einer Geschichte die Hauptperson aber nicht nur wechselt, sondern auch noch die ursprüngliche Hauptfigur beiseite geschoben wird, steht für mich für keine durchweg gelungene Umsetzung.
Thema verfehlt, setzen... 6? Ganz so drastisch würde ich es nicht ausdrücken, aber die Unterschiede sind deutlich und teilweise sogar gravierend.
Sowohl die fehlende Vorgeschichte, wie auch die unausgewogene Charakterzeichnung und der gewandelte Fokus bei den Hauptfiguren, sorgte bei mir für eine wesentlich kritischere Sichtung des Films.
Mit seiner ganz eigenen Interpretation ist dieser Film wirklich ein Meisterwerk. Als Buchkenner erschleicht einen schnell der Gedanke, dass das Buch nur als grobe Vorlage oder Ideengeber diente.

Oder hält sich doch noch alles in Grenzen?


In Grenzen halten sich die Unterschiede nicht unbedingt. Von daher kann ich nur jedem den Rat geben, Buch und Film NICHT in einen Vergleich zu ziehen. Im Einzelnen kann man nämlich durchaus von einem literarischen wie auch von einem filmischen Meisterwerk sprechen.
Also macht euch frei vom Film oder vom Buch, dann klappt es mit dem vollen Genuss ;).


Eine kleine Grundsätzlichkeit zum Oberthema!


Ich verteufle Buchverfilumgen nicht grundsätzlich. Im Moment nervt es mich nur, da sich eine Verfilmung an die nächste reiht und mich das nicht gerade an eine übermäßige Kreativität Hollywoods erinnert.
Aber sie können funktionieren, genauso wie sie nicht funktionieren können.
Bücher bieten besonders für die Gedanken- und Gefühlswelt viel mehr Spielraum, wohingegen Filme das Visuelle natürlich besser veranschaulichen können. Damit besitzt jedes Medium seine Vorzüge.
Die Buchverfilmung ist oft ein Gratwanderung, aber sie kann gelingen und hat daher immer eine Chance verdient!

2 Kommentare:

  1. Du hast mich so angesteckt mit deinem letzten Post zu Shining dass ich mir das Buch nun doch geholt habe, auch wenn ich den Film schon gesehen habe. Aber du hast echt recht, vorallem die Vorgeschichte finde ich auch extrem wichtig, das wusste ich vorher nicht.

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    1. Du wirst überrascht sein, was die Vorgeschichte bei King alles zu bieten hat.
      Ich würde sagen ein Kauf dieses Buches kann sich eigentlich nur lohnen :).

      Viel "Spaß" beim lesen ;)

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